Ernst Barlach, geb. am 02.01.1870 in Wedel (Holstein); gest. am 24.10. 1938 in Rostock.
Barlach ist durch seine Mehrfachbegabung in der expressionistischen Bewegung einzigartig. Sowohl als Bildender Künstler als auch als Dichter entwickelte er einen eigenständigen Stil in Auseinandersetzung mit der deutschen und der französischen Kunst des 19./20. Jahrhunderts.
Da grafische werk illustriert häufig sein literarisches Schaffen. Barlach ist im malerischen und grafischen Werk einer volksnahen, expressiven, auf den Menschen konzentrierten Formensprache verbunden, wohingegen sein bildhauerisches Werk die Schnitztechnik der mittelalterlichen Holzskulptur aufnimmt. Bronzeplastiken sind in einem weicheren Stil gehalten, der dem malerischen Werk nahesteht. So geht die Plastik „Sitzendes Mädchen“ auf eine Skizze von 1906 zurück, die er während seines Russlandaufenthalts gefertigt hatte.
Er gehörte zu jenen Künstlern, die in seiner Zeit zu Verteidigern des humanistischen Menschenbildes wurden. Nach dem Besuch der Realschule studierte er von 1888 bis 1891 an der Gewerbeschule in Hamburg bei Theodor Richard Thiel und P. Woldemar. 1891 siedelt er nach Dresden über und besucht die königliche Akademie bis 1895. Zwei Studienaufenthalte Barlachs in Paris an der „Académie Julian“ schlossen sich an. Ebenso war er in Hamburg und Berlin künstlerisch tätig und arbeitete zusammen in einer Ateliergemeinschaft mit dem Bildhauer Carl Garbers (1864-1943). Es entstanden das Giebelrelief des Altonaer Rathauses. Nach einigen Jahren Aufenthalt in Wedel übernahm Ernst Barlach ein Lehramt an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen (Westerwald). Während dieser Zeit stellte er Keramiken in Berlin aus. 1906 reiste Ernst Barlach mit seinem Bruder Nikolaus nach Russland. Er erzielte erste Ausstellungserfolge als Mitglied der „Berliner Sezession“, deren Jury-Mitglied er später wurde.
Barlach wurde von Albert Graul und den Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer gefördert. Als Stipendiat der Villa-Romana arbeitete Barlach für zehn Monate in Florenz. 1911 bezog er ein Atelier in Güstrow. Es entstanden literarische Arbeiten, darunter „Der arme Vetter“ und „Der tote Tag“ (mit siebenundzwanzig Lithografien).1915 meldete sich Barlach wie viele junge Männer seiner Generation freiwillig zum Kriegsdienst. Barlachs erste Gesamtausstellung wurde 1917 bei Paul Cassirer in Berlin ausgerichtet. 1919 wurde Barlach zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste gewählt. Es folgten Uraufführungen der beiden Dramen „Der arme Vetter“ und „Der tote Tag“.
In den 1920er Jahren entstanden zahlreiche Denkmäler: „Die Schmerzensmutter“ (1922) für die Kieler Nikolaikirche, das „Güstrower Ehrenmal“ (1927) im Güstrower Dom, das „Magdeburger Ehrenmal“ (1929) und das „Hamburger Ehrenmal“ (1931). 1930 wurde eine Retrospektive zum 60. Geburtstagdes Ernst Barlachs in der Akademie der Künste Berlin ausgerichtet. Barlach schloss einen Vertrag mit dem Kunsthändler Alfred Flechtheim über Bronzegüsse nach Werkmodellen und stellte in dessen Galerien in Berlin und Düsseldorf aus. Für Hermann F. Reemtsma schuf der Künstler 1935 den „Fries der Lauschenden“. Auf Veranlassung der Nationalsozialisten wurden das „Magdeburger Ehrenmal“, das „Güstrower Ehrenmal“ und später auch das „Hamburger Ehrenmal“ entfernt sowie Werke von Barlach auf der Jubiläums-Ausstellung der Preußischen Akademie beschlagnahmt. 1937 wurden schließlich alle Arbeiten Barlachs aus deutschen Museen eliminiert. Barlach wurde zum Austritt aus der Preußischen Akademie gezwungen. Seine Kunstwerke wurden danach noch in der „Westermann-Gallery“ in New York ausgestellt.