Klassische Moderne

Mit dem technologischen Aufbruch in die Moderne begann auch ein Aufbruch in der Bildenden Kunst, gedanklich basierend auf dem Skeptizismus der Vordenker der Aufklärung, den philosophischen Strömungen und psychologischen Studien. In Zeiten der industriellen Revolution wurden um 1870 in Frankreich neue Malfarben erfunden. Strahlende, dauerhafte Farben direkt aus der Tube konnten sich mehr Künstler leisten als zuvor, und die Tubenfarben boten neue Möglichkeiten des reliefartigen Farbauftrags beispielsweise wie bei van Gogh, dem direkten Farbauftrag im Komplementärkontrast wie bei den Pointilisten oder aber satte, starke Farben wie bei den Fauves.

Es kamen bedingt durch diese Entwicklungen verschiedene Kunststile auf, die heute unter dem Begriff der Klassischen Moderne zusammengefasst werden: Impressionismus, Expressionismus, Fauves, Futurismus u.v.m. Einige dieser Stilrichtungen, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, haben wir im Falle der Bauhaus-Generation und ihrer Nachfolger der Kategorie Abstrakte Kunst zugeordnet sowie die Künstler des Surrealismus in einer eigenen Stilkategorie gruppiert.

Die Moderne ist in der Kunst durch die Auflösung der Form gekennzeichnet, sowohl in der Malerei als auch in der Zeichnung sowie der Bildhauerei und der plastischen Darstellung. Bei solchen Künstlern, deren Werke noch Figurationen und Gegenständliches, wenn auch abstrahiert, erkennen lassen und die in der Zeit von um 1900 bis ungefähr 1960 entstanden oder ihre künstlerischen Wurzeln haben, ist die Stilbezeichnung Klassische Moderne sinnvoll.

Denn die Moderne unter Bezugnahme auf die akademische illusionistische Bildauffassung löste sich zunächst nicht vollständig von der Gegenständlichkeit und der Bilderzählung. Vertreter des deutschen Impressionismus wie Max Liebermann und Lovis Corinth oder des Expressionismus wie Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel, aber auch Joan Miró und Marc Chagall sind hier dieser Kategorie zugeordnet. Sie alle waren bedeutende Wegbereiter der neuen Kunstrichtungen und bedeutende Einflussgeber für folgende Künstlergenerationen, wie zum Beispiel für Jörg Immendorff, Markus Lüpertz oder Georg Baselitz.