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Skulptur oder Plastik?

„Skulptur“ wird im allgemeinen Sprachgebrauch synonym für dreidimensionale Bildwerke gebraucht. In der Kunst wird jedoch unterschieden zwischen Skulptur und Plastik. Die Skulptur ist ein Hauptbereich der bildenden Künste und leitet sich begrifflich von lat. sculpere – schnitzen ab.

 

Eine Bildhauerei oder Skulptur entsteht durch das Prinzip des Abtragens in der Bearbeitung von Stein wie Marmor und Albaster oder aber Holz.

 

Bei meist deutlich kleineren geschnitzten Holz- und Elfenbeinarbeiten wird von Bildschnitzerei gesprochen. Die Bezeichnung Plastik von griech. plassein – bilden, formen wird nach dem Prinzip des Antragens aus weichem Material wie Ton, Wachs oder Gips geformt. Neben der Vollplastik, die von allen Seiten ausgeformt oder in einem Metall wie Bronze gegossen wird, entwickelte sich die Form des Reliefs, entweder als Hochrelief, Flachrelief oder sehr flaches Relief, rilievo schiacciato (wie bei Donatello, Renaissance).

 

Wenn eine Plastik oder Skulptur eines Künstlers nur in einem Medium existiert und in einer Größe, in einem Werkstoff und in einer bestimmten limitierten Auflagenhöhe, dann spricht man vom Original, vorausgesetzt, es ist keine Reproduktion von einem bestehenden Werk. Ist eine Plastik nur einmal in Bronze gegossen worden, dann handelt es sich um ein Unikat (das selbstverständlich auch ein Original ist, weil vom Künstler so in dieser Form geschaffen oder konzipiert).

 

Dreidimensionalen Bildwerke, die in Bronze oder Silber gegossen wurden, sind begrifflich korrekterweise als Plastik zu bezeichnen. Wie bei der Orignalgrafik üblich werden von Bronzeplastiken auch Editionen hergestellt, also eine limitierte Auflage von einer Figur – entweder 1:1 geformt oder als verkleinerter bozzetto durch den Künstler quasi als dreidimensionale Skizze bereitgestellt  – gegossen.

 

Dem umgangssprachlichen Usus folgend und dem allgmeinen Verständnis halber verwenden wir bei unseren Kunstangeboten die Bezeichung „Bronzeskulptur“, wenn es sich um dreidimensionale Werke, die in Bronze gegossen wurden, handelt.

 

Der Bronzeguss wird von einem Kunstgießer in dem Wachsausschmelzverfahren ausgeführt. Es ist eine Technik, deren Entwicklung in die Antike zurückreicht und bis heute perfektioniert wurde, insbesondere was die Feinheit des Gusses und die Nachbearbeitung sowie Patinierung angeht. Bis zu zwanzig verschiedene Arbeitsgänge können notwendig sein, um aus dem Modell des Künstlers das finale Kunstwerk zu fertigen. Vom Künstlermodell wird ein hohles Wachsmodell abgeformt, dann wird mit Gusskanälen und Steigern versehen,  in eine keramische Masse getaucht und getrocknet. Dieses bildet die Gussform, in welche die flüssige Bronze eingefüllt wird. Nach dem Erkalten wird die Rohfigur nachbearbeitet und nach den Vorstellungen des Künstlers patiniert. 

 

Das Herausarbeiten eines dreidimensionalen Bildwerks aus Marmor ist in der originalen Kunst der Gegenwart eher selten, aber es wird noch praktiziert. In den Bergen von Carrara (Italien) werden seit Jahrhunderten Steinblöcke verschiedener Marmorqualitäten und -farben erster Güte gebrochen. Dies geschieht entweder über Tage oder seit einiger Zeit auch im Innern des Bergs, wo die Marmorqualität am höchsten ist, denn der Stein wird nicht durch Erosion und Wetterbedingungen beeinflusst und ist deshalb dichter beschaffen als solcher aus dem Tagbau. Über 600 weitere Jahre kann in Carrara noch Marmor abgebaut werden. Die Abbaustelle der besonders weißen und hochqualitativen Marmorblöcke für Michelangelo Buanarotti ist nachweisbar und bei einer Führung zu besichtigen. Empfehlung: das Freilichtmuseum Museo Fantiscritti hoch in den Apuanischen Alpen am Steinbruch bei Carrara, cavamuseo.com.

 

Holzskulpturen, auch farbig, wurden seit den 1980er Jahren durch Künstler wie Stefan Balkenhol wieder in die Kunstszene eingeführt, nachdem zuletzt die deutschen Expressionisten die plakative Wirkung grob gehauener Holzbildnisse schätzten.

 

Werden Skupturen oder Plastiken farbig bemalt, dann spricht man von „farbig gefasst“ oder auch Fassmalerei (was mit einem Weinfass natürlich nichts zu tun hat…). In der griechisch-römischen Antike waren vollfarbige Marmor- oder Bronzebildnisse die übliche Praxis – für den modernen Kunstrezipienten recht ungewöhnlich.