Kunstkauf findet immer häufiger im Internet statt. Damit der Sammler sich vor Wertverlust schützen kann, sind beim Kunstkauf im Internet, aber auch auf Messen und in Galerien, folgende Aspekte zu berücksichtigen:


  • Fachkompetenz des Händlers
  • Reputation im Kunstmarkt
  • Transparenz der Preisgestaltung
  • Unabhängige Information und Marktzahlen

Kunst muss man sehen? Das war gestern

Früher war die Ansicht verbreitet, ein Kunstwerk müsse vor dem Kauf im Original gesehen werden. Der Versandhandel hat aber tatsächlich seit den 1970er Jahren ausgesprochen erfolgreich Kunst verkauft, ohne dass der Kunde das Objekt in Augenschein genommen hatte.

Selbst vor den Zeiten des garantierten Rückgaberechts war es Kunden offensichtlich möglich, von Fotografien zu abstrahieren und das Kunstwerk im Geiste so vorzustellen, wie es in den eigenen Räumlichkeiten wirken werde. Entwickelt hat sich der Kunstversandhandel aus dem Gedanken des Buchclubs, der von dem Pionier des Kunstversands, der Offenbacher Edition Volker Huber, bedeutend ausgeweitet und zu großer Popularität gebracht wurde. Diese Erfolgsstory setzt sich folgerichtig im Online-Kunsthandel fort und gelangt zu neuen Qualitäten und Möglichkeiten.


Online-Kunstkauf im mittleren Preissegment

Nach einer Studie des maßgeblichen Marktplatzes artprice.com werden vom geschätzten weltweiten Marktvolumen für Kunst und Antiquitäten in Höhe von 50 Mrd. Euro ungefähr 60 % im Preissegment bis 10.000 Euro verkauft. Spektakuläre Höhenflüge auf Kunstauktionen stellen also das kleinere Spektrum dar. Im mittleren Preisbereich ist der Online-Handel derzeit schon erfolgreich tätig, birgt aber deutlich höheres Potenzial. Die Mehrheit des Kunstverkaufs im Internet basiert derzeit noch auf Reproduktionen auf Papier oder Leinwand, also auf nicht werthaltiger Dekorationskunst. Echte Kunstwerke, die einen Werterhalt oder eine Wertsteigerung auf Faktenbasis vermuten lassen, werden derzeit zu schätzungsweise 40 % nachgefragt. Die Steigerung des Onlineverkaufs kann durch die Stärkung der Vertrauensbasis beim Kunden entstehen.


Marktzahlen Online-Kunsthandel

Kunstkauf im Internet ist ein Nischen-Wachstumsmarkt mit einem Jahrsvolumen von 1,14 Mrd. Euro in 2013 und prognostizierten 2,72 Mrd. Euro in vier Jahren (Quelle: Hiscox Online Art Trade Report 2014). Der Vorteil für Onlinekunsthändler besteht insbesondere darin, dass neue Kunden erreicht werden: 25 % der Onlinekäufer sind Kunstnovizen und haben bisher noch nie in einer Galerie gekauft. Ein höherer Prozentsatz, 39 %, gaben in der aktuellen Hiscox-Studie an, dass sie die im Internet nicht vorhandene Eintrittsbarriere des virtuellen Kunsthandels gegenüber einer Galerie oder auf Messen schätzen. Das liegt vermutlich auch daran, dass Kunsthändler gegenüber ihren potenziellen Käufern eine Welt der Distanz errichten und häufig nebulöse, schwer nachvollziehbare Begriffe in der Beschreibung von Kunst und ihrem Wert verwenden. Ein Hauptgrund dürfte aber die nicht vorhandene Preisauszeichnung in Galerien und auf Messen sein, die den Kunden im Unsicheren belassen und ihn zu Nachfragen nötigen.


Vertrauen durch Kompetenz in Kunst

Die Kompetenz eines Kunsthändlers kann auf einer ausführlichen Internetpräsenz optimal vermittelt werden, wohingegen im persönlichen Gespräch kaum ein Kunde den Händler nach seiner Fachkompetenz, seinem Studium oder nach seiner Erfahrung befragen wird. Kompetenz in Kunst ist der Schlüssel zum erfolgreichen Kunstverkauf; 62 % wünschen sich mehr Vertrauenswürdigkeit und 83 % der Befragten aus der Hiscox-Studie legen auf ein Echtheitszertifikat wert. Insidern des Kunstmarkts fällt auf, dass viele Kunsthändler in Galerien oder als Internetverkäufer keine abgeschlossene berufsbezogene Ausbildung vorweisen. Kompetenz in Kunst ist mehr als Kunst anbieten und verkaufen. Es ist die Verbindung von fundiertem Fachwissen, kunsthistorischer Kenntnis, Erfahrung, Vernetzung im Kunstmarkt und einem praktischen Grundverständnis für künstlerische Techniken. Es geht darum Kunst zu vermitteln, die authentisch, werthaltig und kunsthistorisch bedeutend ist. Durch faire Preisauszeichnung, unabhängige Marktzahlen und Expertenberichte wird Transparenz für die Kunden geschaffen. Idealerweise wird ein Kunstprogramm fachkompetent präsentiert. Dabei lässt sich Kunst nicht aus der Perspektive des Marketing begreifen, denn Kunst erschließt sich weder durch markige Begriffe wie „Erfolgsfaktoren“ oder Attribute wie „relevante Kunst“. Der einzige Weg, um Kunstinteressierte adäquat begleiten zu können, führt über fundierte Fachkompetenz, die über ein entsprechendes Studium erworben werden kann. Es ist ferner bedeutsam, wenn das entsprechende Wissen an die Kunden über verschiedene Tools wie Kontaktformulare, redaktionelle Journalberichte oder Serviceangebote weitergegeben wird. Kunst wird durch Kommunikation eigentlich erst zur Kunst, die in der Botschaft des Künstlers, der individuellen Wahrnehmung durch den Betrachter und das Gespräch mit anderen entsteht. Kunst ist ein Vereinbarungsbegriff, und nur wenn Kunst als solche anerkannt wird, unterscheidet sie sich von einem einfachen Gegenstand. So vergegenständlicht sich in der Bildenden Kunst das gesellschaftlich bestimmte visuelle Weltverhältnis des Menschen.


Kunst als Vermögenserhalt

Wassily Kandinsky sprach davon, dass Kunst „Potenzen der Zukunft“ in sich berge. Wer Kunst sammelt, wird das Geistige in der Kunst für sich entdecken. Doch der Zukunftsaspekt sollte den monetären Bereich aus Gründen des Vermögenserhalts oder -vermehrung mit einschließen. Ein vertrauenswürdiger (Online-)Kunsthändler identifiziert im Kunstmarkt, wo und wie der größte Wert generiert werden kann und analysiert, für welche Werke ein Wertsteigerungspotenzial realistisch ist.


Kunst und Qualität

Die bewährte Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistungsunternehmen und Experten sollte nachweisbar sein, auch und gerade im Online-Kunsthandel. Bevor ein Kunstwerk angeboten wird, sollte es auf seine Echtheit geprüft, gegebenenfalls fachgerecht und schonend restauriert und unter konservatorischen Gesichtspunkten gerahmt werden. Jedes Werk sollte ferner von einem zeitlich unbegrenzten Echtheitszertifikat und, falls vorhanden, von einer Dokumentation aus dem maßgeblichen Werkverzeichnis begleitet werden. Aus kunstwissenschaftlicher Sicht kann bei seriösen Händlern eine Werteinschätzung oder Sachverständigengutachten, eine Kurzbeschreibung und Einordnung in den Werkzusammenhang eines Künstlers vom Kunden abgerufen werden. Solche Zusatzleistungen führen im Einzelfall zu zusätzlichen Ausgaben, was aber gut angelegtes Geld ist, um sich vor Wertfall oder anderen negativen Überraschungen zu schützen. Vertrauen, Reputation und Transparenz sind die wichtigsten Werte im Online-Kunsthandel.