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Vom Wert der Kunst
Vom Wert der Kunst
Kunst ist ein selbstverständlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Zueinem gutsortierten Vermögensportfolio gehört Kunst dazu. Die Fokussierung auf ein Spezialgebiet ist Bestandteil der Sammlungsstrategie. Als Kunst für Einsteigerist die originale Druckgrapik mit Wertsteigerungspotential empfehlenswert.
Heute lässt sich die Beschäftigung mit Bildender Kunst nicht mehr aus einem kultivierten Leben wegdenken. Kunstsammeln bewahrt das kulturelle Erbe für die Nachwelt und adelt den Sammler. Der Kunstsammler übernimmt durch sein Auswählen, Aufbereiten und Zusammenstellen eine wesentliche Funktion. Kunstsammeln gibt Freude und Anerkennung für das bereits Erreichte und spiegelt die Identität. Auch als Sachanlage spielt Kunst eine immer bedeutendere Rolle.
Anhaltendes Interesse der Anleger an Kunst
Der Boom im internationalen Kunstmarkt ist überwältigend. Geschätzte 50 Milliarden Euro werden jährlich im weltweiten Kunsthandel erzielt. Auch deutsche Kunst wird hoch gehandelt. Nach der Krise 2008 untermauern jetzt den nachhaltigen Aufschwung eine halbwegs gesunde Weltwirtschaft, der neue Börsenaufschwung, gigantische Ausschüttungen der Hedge-Funds und Investitionsbanken und zahlreiche vermögende Sammler, die unentwegt, fast gierig, Geld in Kunst investieren und für ausgezeichnete Verkaufsresultate sorgen.
Nie zuvor, selbst nicht in den hektischen 80er Jahren, wurde so viel Kunst zu so radikal gestiegenen Preisen abgesetzt. Angelsächsische Sammler bestimmen maßgeblich den hohen Preistrend und seit neuestem auch die Kenner moderner europäischer Kunst aus Südkorea, die teuerste westliche Meister einkaufen. Noch stärker als die russische Investitionslust betätigt sich in China eine neue Elite, die Westkunst zu ihrem neuen Lebensstil zählt. Unter Investitionsaspekten gilt Kunst als interessante Anlageform, denn einen Totalausfall kann es nicht wirklich geben; schließlich löst sich ein Kunstwerk nicht einfach in Luft auf, wie der Verlust einer anderen Anlageform. Es ist eine Wertanlage, bei der das Herz mitbestimmt. Büround Wohnräume mit Kunst aufzuwerten bringt im Idealfall zwei Vorteile zugleich: die Freude beim Betrachten sowie einen Wertzuwachs.
Originalgraphik als Sachanlage
Originalgraphiken weltweit anerkannter Künstler, deren Werke in internationalen Museumssammlungen vertreten sind, können als weitgehend sichere Anlageobjekte, die über eine längere Zeit Bestand haben werden, gelten. Der Fokus des Sammlers richtet sich hierbei bevorzugt auf noch unterbewertete Werke mit Preisen jenseits der Überhitzung des Marktes, H um einen realistischen Werterhalt und eine künftige Wertsteigerung zu ermöglichen. Das Sammelgebiet der originalen Druckgraphik stellt für Kunst-Novizen einen finanziell risikoärmeren Einstieg dar als etwa in den ausgesprochen volatilen Markt der Bilder und Skulpturen der „Contemporary Art“. Für gestandene Sammler sind Graphiken und Druckgraphiken als sinnvolle Ergänzung ihrer Collection interessant. Der Fokus eines Sammlers könnte auf Arbeiten des 19. – 20. Jahrhunderts liegen, da im Gegensatz zu alter Graphik aus der jüngeren Vergangenheit deutlich mehr Werke im Kunstmarkt erhältlich sind. Es ist zu beobachten, dass insbesondere solche Druckgraphiken im Wert steigen, die Aspekte der Moderne aufweisen, also Graphiken des 19. Jhs. beispielsweise mit abstrahierender Tendenz bei stilistischen Merkmalen oder künstlerischen Mitteln oder der Abkehr von auftragsbezogener, konkreter inhaltlicher Darstellung zu einer allgemeinen Impression und künstlerischen Aussage. In neuerer Zeit sind originale Druckgraphiken, also keine reproduzierten „Offsetlithographien“ nach einer Vorlage, selten, da in den Kunstakademien die druckgraphischen Techniken kaum noch vermittelt und somit von der gegenwärtigen Künstlergeneration fast nicht mehr angewandt werden. So erstaunt es nicht, dass im Bewusstsein der Kunstinteressierten die originale Druckgraphik häufig eine weniger dominante Rolle spielt. Das liegt auch daran, dass druckgraphische Techniken als komplex und schwer verständlich wahrgenommen werden. Vielleicht liegt es an der unspektakulären Erscheinung der Graphik im Vergleich zu großformatigen Kunstobjekten und Leinwandgemälden, denen in den Medien eine bevorzugte Aufmerksamkeit zuteil wird. Aber gerade in der Druckgraphik haben die Künstler der Moderne ihre besonderen Ausdrucksmöglichkeiten gefunden und dabei Signifikantes für die Kunstentwicklung geleistet. Am Anfang einer Druckgraphik steht zunächst die künstlerische Idee, dann die Auswahl des geeigneten Ausdrucksmittels und die Art und Anzahl ihrer Verbreitung. Graphiken sind eigenständige Werke des Künstlers, doch reflektieren sie mitunter auch Vorarbeiten oder Variationen zu einem Sujet oder Werkzyklus, denn sie sind stets Teil der künstlerischen Entwicklung. Druckgraphiken entstehen nicht isoliert, sondern sind in ihrer Einbettung in den Werkzusammenhang zu würdigen.
Merkmale der Originalgraphik
Als Einführung in die „Anlageklasse“ Künstlergraphik ist das Standardwerk von Walter Koschatzky, Die Kunst der Graphik – Technik, Geschichte, Meisterwerke, zu empfehlen. Mit Originalgraphik ist umgangssprachlich die originale Druckgraphik gemeint, die sich von der Reproduktion eines bereits vorhandenden Kunstwerks unterscheidet und als eigenständige künstlerische Ausdrucksform unter Ausschöpfung der jeweiligen technischen Möglichkeiten ihren einen eigenen Wert besitzt. Der Begriff Graphik ist von altgr. γραφική, sinngemäß die schreibende Kunst, abgeleitet und kategorisiert künstlerische Arbeiten auf Papier wie Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphik. Originale Druckgraphik zeichnet sich durch den zum Stil und Ausdruckswillen passenden Einsatz der jeweiligen druckgraphischen Technik aus und ihrer gestalterischen Eigenart und Originalität. Somit hat ein Künstler sich für die Umsetzung seiner Idee in einer spezifischen originalgraphischen Drucktechnik entschieden, wenn er Gestaltung und Ausdrucksmittel als untrennbar versteht. Deshalb ist „die Darstellung für eben dieses Druckverfahren geplant, in dem entsprechenden Material gearbeitet und wird erst im Druck voll sichtbar. Eine solche Graphik würde auch sinnvoll sein, wenn die Möglichkeit der Vervielfältigung nach dem ersten Abzug nicht bestünde.“ (Koschatzky, 36). Eine Papierarbeit gilt in der Regel dann als eine Originalgraphik, wenn sie vom Künstler entworfen, ausgeführt, beim Druck überwacht und die vorher festlegte Auflagenlimitierung eingehalten und signiert wurde. Nach Koschatzky hat der Künstler eine Originalgraphik „eigenhändig von der Idee bis zur fertigen Realisierung geschaffen, es entstammt also (lat. origo = Ursprung, Herkunft) nur ihm; es ist nicht Kopie, nicht Plagiat, kann aber sehr wohl Replik, d.h. eigenhändige Wiederholung sein. Nicht das Einzigartige also, nicht die Zahl (Anm., Auflagenhöhe), sondern die Authentizität entscheidet.“ (Koschatzky, 25). Die Begriffe Original und Unikat oder Einzelstück werden häufig verwechselt oder als Synonyme missverstanden. Bei einem Werk der Originalgraphik kann es sich um ein Einzelstück, also Unikat, handeln, sofern es ein einmaliger Abzug von der Druckplatte ist wie bei einem Probedruck oder Zustandsdruck, der vor der eigentlichen Auflage entstanden ist. In der Regel wird eine Druckgraphik mit dem Ziel verlegt, eine mit dem Verleger (Éditeur) abgestimmte einmalige Anzahl zu drucken und zu vertreiben. Eine Graphikauflage ist auch von dem demokratischen Verständnis motiviert, nicht nur einem Menschen den Zugang zu einem Kunstwerk zu verschaffen und den Preis der einzelnen Graphik im Vergleich zu Unikaten niedrig zu halten. Die Auflagenlimitierung bei Originalgraphiken ist erst seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstanden. Es handelt sich um die Vereinbarung zwischen Verleger, Künstler und Sammler, die Auflagen durch strenge Limitierung zu verknappen. Mit dem englischen Kupferstecher und Künstler William Hogarth, der bereits 1735 den „Hogarth-Act“ oder „Engraver’s Act“ durchsetzte, wurde eine Nachahmung durch die Einführung eines Copyright rechtlich unterbunden. Mit der Handsignatur des Künstlers, die heute üblich ist, wurde erst seit ungefähr 150 Jahren eine Graphik als echtes, autorisiertes Werk ausgewiesen. Damit begann die erste ökonomische Differenzierung der Künstlergraphik von der sonstigen Bilderproduktion. Die zweite Differenzierung erfolgte mit der Auflagenlimitierung. Beide Unterscheidungsmerkmale sollten die Aura des druckgraphischen Werks erhöhen und seinen Fetischcharakter stärken für diejenigen Käufer, die man schließlich Sammler nannte. Diese neue Spezies des Sammlers übernahm die Funktion eines Fetischhüters im Gegensatz zum adligen oder bürgerlichen Kunstbesitzer, der Werke der Kunst aus dekorativen oder erbaulichen Zwecken erwarb.
Die Originalität der Druckgraphik ist von der Auflagenhöhe unabhängig, der Marktwert hingegen reflektiert die Anzahl der verfügbaren Exemplare, sei es aufgrund der Gesamtauflage oder der Verfügbarkeit überhaupt, die möglicherweise in Kriegszeiten oder durch üblichen Verlust im Laufe der Zeit verringert wurde. Dabei ist stets die Bedeutung des Künstlers zum Zeitpunkt der Bewertung vorrangig. Ein Künstler wie der deutsche Impressionist Max Liebermann hat bis heute einen hohen Stellenwert inne, da er einerseits in den bedeutenden internationalen Museums- und Privatsammlungen vertreten ist und andererseits von den heutigen Sammlern als Wegbereiter der Moderne verstanden und geschätzt wird.
Die „klassischen“ künstlerischen Drucktechniken beruhen auf Hoch-, Tief- oder Flachdruckverfahren und unterscheiden sich vom Material, also dem Druckstock aus Holz (Holzschnitt), der Linolplatte (Linolschnitt), der Druckplatte aus Metall(Radierung) oder dem Stein aus Solnhofer Schiefer (Lithographie). Als Druckträger dient zumeist Papier verschiedener Sorten, entweder handgeschöpftes Bütten aus Hadern, das sind textile Faserrohstoffe, mit der typischen Siebstruktur und Wasserzeichen, Maschinenbütten mit und ohne Wasserzeichen, glattes Vélin, oder Japan- bzw. Chinapapiere aus Fasern von Sträuchern oder Reispflanzen, seltener Papyrus oder Leinwand. Der Rand von Druckgraphiken auf geschöpftem Papier weist einen echten Büttenrand auf, bei solchen auf Maschinenbütten ist der Papierrand gerissen, so dass ebenfalls ein gefranster Rand entsteht. Bei glattem Papierrand ist entweder die Graphik in Absprache mit dem Künstler oder später durch andere Personen beschnitten worden. Es gibt auch Fälle, dass Drucke aus einer Buchpublikation herausgetrennt worden sind. Hierbei ist zu bedenken, dass diese zuvor in Bücher eingebundenen Originalgraphiken in der Regel unsigniert waren. Es kommt in Einzelfällen vor, dass originale Blätter später nicht nur herausgetrennt, sondern mit falscher Signatur versehen worden sind. Das lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass solch ein signiertes Blatt auf einem anderen Papier gedruckt ist als im maßgeblichen Werkverzeichnis angegeben. Es kann sinnvoll sein, sich bei der Beurteilung von Druckgraphik an einen spezialisierten Kunstsachverständigen zu wenden. Das betrifft sowohl die Bewertung der Echtheit als auch des Zustands und der Qualität des Drucks. Über die Signatur eines Künstlers ermöglicht eine Datenbank bei artprice.com einen ersten graphologischen Vergleich.
Aspekte der Wertsteigerung
Bei Druckgraphiken, deren Erwerb zuzeiten eine überschaubare Investition darstellte, werden später teils bedeutende Wertzuwächse auf dem Kunstmarkt erzielt. Das gilt insbesondere für Künstler, deren Sammler nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und China beheimatet sind. Seit Eröffnung des Museums für deutsche und österreichische Kunst in New York, „Neue Galerie“ an der Upper Westside, durch Ronald Lauder 2001 ist auffallender weise deutsche Graphik des Impressionismus und Expressionismus signifikant im Preis gestiegen. Die Provenienz der Kunst spielt bei ihrer Bewertung durch den Markt eine weitere Rolle. Als 2005 in München bei Hampel die Karg-Sammlung mit Werken von Max Liebermann versteigert wurde, sind Höchstpreise auch für Werke seiner Druckgraphik erzielt worden. Eine der spektakulärsten Wertsteigerungen ist seit Jahren bei Druckgraphiken der Pop-Art von Andy Warhol und anderen Künstlern dieser Stillrichtung zu verzeichnen. Bei Roy Lichtenstein setzte diese Entwicklung ungefähr 2007 ein, zehn Jahre nach dem Tod des Künstlers. Innerhalb der letzten 15 Jahre stieg der durchschnittliche Auktionserlös seiner Werke um den Faktor 2,8 (Quelle: artprice. com). Auch wenn es keine Einzelbetrachtung nach künstlerischen Medien zur Verfügung steht, so ist doch davon auszugehen, dass Lichtenstein-Serigraphien preislich mit den Leinwandbildern des Künstlers proportional einhergehen. Bei der originalen Druckgraphik rangiert nach wie vor der Jahrhundertkünstler Pablo Picasso auf den ersten Plätzen der absolut gesehen höchsten Auktionspreise. Picassos enorme Produktivität auf dem Gebiet der Originalgraphik trübt nicht diese bedeutende Preisentwicklung, deren Ende derzeit nicht absehbar ist.